Nach einem ausgiebigen Frühstück, mussten wir Abschied nehmen von Pringle Bay. Ein Ort, der gerne anders sein möchte als die anderen Orte an der Garden Route und dies nicht nur, weil hier jeder Baustil zugelassen ist. Die Bewohner hoffen auch darauf, dass sich die Kriminalität von diesem Ort fernhält, so wie sie auch bemüht sind, den Affen den Zugang zu Ihren Häusern zu erschweren. Wir hatten heute morgen beim Abschied unsere Vermieterin gefragt, für wen denn die vielen elektrischen Zäune auf den Gartenzäunen und auf den Dächern sind. Die ersten sind zur Abwehr der Diebe, die auf den Dächern gelten den Affen. Mit diesen haben sie gelernt umzugehen, so gut, dass wir nicht einen zu sehen bekamen.

Im Anschluss ging es in die Stadt zurück, in der wir vor mehr als 3 Wochen unsere Reise durch Südafrika begonnen haben. Entlang wunderschöner Buchten auf kurvenreicher Küstenstraße doch wieder einmal war nicht ein Delfin zu entdecken. Gegen 11:00 Uhr erreichten wir das Underberg Guest House, dass für uns für die nächsten drei Nächte gebucht wurde.

Das ehemalige Farmhaus aus dem Jahr 1860 liegt in Tamboerskloof, am Rande der Innenstadt und vor der beeindruckenden Kulisse des Tafelbergs. Bruce und seine Frau betreiben dieses stilvolle Gästehaus seit 2009 und gaben uns gute Tipps für unseren Aufenthalt. Auch die Lage ist optimal, denn die Restaurants, Cafés, Geschäfte auf in der Kloof Street und Long Street sind von hier aus zu Fuß erreichbar.

Gleich nach der Ankunft zog es uns erst mal in die Innenstadt – natürlich zu Fuß – waren wir doch schon „ewig“ in keiner Groß- bzw. Weltstadt gewesen. Es war mal wieder ein sehr heißer Tag und so zogen wir uns am frühen Nachmittag in das Dunkel unserer Räume zurück, um dann gegen 18:30 Uhr zum Sonnenuntergang auf den Signal Hill aufzubrechen. Das scheint hier ein Volkssport zu sein, denn diesen Andrang hatten wir nicht erwartet. Bereits wenige Meter nach dem Verlassen unseres Viertels standen wir im Stau und Thomas konnte über eine halbe Stunde lang immer wieder das Anfahren am Berg üben. Endlich einen Parkplatz ergattert und bis zur Aussichtsplattform gewandert, genossen wir einen tollen Blick über Kapstadt und einen herrlichen Sonnenuntergang. Die Abfahrt dauerte mindesten doppelt so lang, weil die schmale Straße nicht für parkende Autos UND zwei Fahrspuren ausgelegt ist.

Gegen 20:30 Uhr kamen wir beim The Butcher Man an. Noch einmal hieß es eine Viertelstunde auf einen Sitzplatz warten. Dann wurden wir mit fantastischen Steaks á 350 g verwöhnt. Das Fleisch frisch vom Metzger und auch noch von diesem auf den Punkt auf dem Braai zubereitet, was will man mehr.

Nach unserer Rückkehr gab es noch ein Glas Pinotage auf dem zum Zimmer gehörenden Balkon bei 21 °C Außentemperatur und fast sternenklarer Nacht.

Für den nächsten Tag hatten wir bereits in Pringle Bay Karten für das Cable Car auf den Tafelberg online gekauft. Damit haben wir uns das Anstehen an der Kartenkasse am Fuße des Tafelberges erspart. Gleich nach dem Frühstück ließen wir uns mit einem Uber zur Talstation der Seilbahn bringen. Ich hatte gemischte Gefühle im Bauch und die verstärkten sich, als ich erneut die Seilbahn vor Augen hatte. Dieses Mal wusste ich jedoch, wie ich die Fahrt in der Gondel trotz meiner Höhenangst gut überstehe. Im Inneren der Gondel befindet sich eine Plattform, die sich während der Fahrt um ungefähr 400 Grad dreht. Nur in der Mitte, neben dem Gondelführer gibt es ein paar Steh- und Sitzplätze, die sich nicht mit drehen. Einen dieser Plätze hieß es für mich zu ergattern, denn nur so wird mir der direkte Blick in die Tiefe erspart bleiben. Dies gelang mir bei beiden Fahrten und so konnte ich einmal den Spaziergang auf dem Tafelberg genießen und auch danach ging es mir bestens. Wir hatten unseren Rucksack mit Getränken und warmer Kleidung gefüllt, doch Letztere wurde nicht benötigt. Sonnenschein und weite Sicht, was kann man sich mehr wünschen, auch der Besucherandrang hielt sich in Grenzen, da wir schon vor 10:00 Uhr oben auf dem Tafelberg waren.

Wieder auf den „Boden“ angekommen, buchten wir ebenfalls online die Fahrt mit CitySightseeing und sparten uns somit das Taxi zurück. Diese Hop On – Hop off Buslinie für Touristen bietet hier unter anderem drei Fahrstrecken in den Farben gelb, rot und blau durch und um Kapstadt herum an. Wir ließen uns auf der roten Strecke auf die andere Seite des Tafelberges, entlang der Strände am Atlantik zur Waterfront bringen. Nach einem ausgiebigen Spaziergang ließen wir uns wieder zurück in die Nähe unserer Unterbringung bringen. Nach einer Erholungspause machten wir uns auf den Weg zu Haltestelle Mount Nelson und starteten dort unsere Tour mit der blauen Linie. Deren Strecke verläuft mehr in den Außenbereichen von Kapstadt. So gelangt man günstig zum botanischen Garten Kirstenbosch, der Teil des Weltkulturerbes ist, und auch zum Township Imizamo Yethu. Auf Empfehlung unserer „Gastgeber“ aßen wir im Miller’s Thumb zu Abend.

Heute an unserem letzten Tag hier direkt in Kapstadt, wollten wir die Innenstadttour, wofür die gelbe Linie angeboten wird, nutzen, doch die fuhr heute nicht. Der Weg zur ersten Haltestelle dieser Linie hatte uns schon weit in die Innenstadt wandern lassen, dabei war uns ein sehr großes Aufgebot an Polizisten und Militär aufgefallen. Gestern wurde ja der ehemalige Vizepräsident Cyril Ramaphosa vom südafrikanischen Parlament zum Präsidenten gewählt, weil der bisherige Präsident Jacob Zuma aufgrund von Korruptionsanschuldigungen seinen Hut hat nehmen müssen. Nur wenige Regierungen auf dem Kontinent Afrika sind frei von Korruption und so erwartete man auch hier in Kapstadt Demonstrationen der Bevölkerung gegen Korruption, in die immer wieder die gewählten Volksvertreter verwickelt sind. Als Schutzmaßnahme war das Regierungsviertel hier in Kapstadt weiträumig abgesperrt worden und eine Fahrt mit der gelben Linie war nicht möglich. Wir setzten also unseren „Spaziergang“ fort und besichtigten das District Six Museum. Tief bewegt waren wir von den ausgestellten Berichten, die aufzeigten, wie groß das Leid der nicht weißen Bevölkerung während der Apartheid war.

Im Anschluss ließen wir uns erneut mit der roten Linie zu den Stränden von Kapstadt bringen. Dabei bekamen wir den schnellen Wetterumschwung hier in Kapstadt mit. Bereits auf der Fahrt mit dem Bus hatten wir „die Tischdecke“ auf dem Tafelberg bemerkt. Die Wolken werden von dem Nordwestwind auf die andere Seite des Berges aufs Meer hinaus geblasen. Dabei bekommt man kühle und feuchte Luft zu spüren und die Außentemperatur sinkt deutlich. Um uns aufzuwärmen, verließen wir den offenen Bus, machten einen Spaziergang entlang der windgeschützten Strände und kehrten dann wieder in die Stadt zurück. Erneut hatten wir uns eine Pause verdient, besonders weil die Sonne, nun da die Wolken weg waren, wieder voll ihre Hitze verbreiten konnte. Dieser erwähnte Nordwestwind ist noch für ein anderes Phänomen verantwortlich. Im Sommer ist das Meerwasser hier an den Stränden von Kapstadt deutlich kühler als im Winter. Der Wind bläst nämlich das wärmere Oberflächenwasser aufs Meer hinaus und aus den Tiefen steigt das kühlere Wasser von der Antarktis auf.

Zum Abendessen trieb es uns nochmal in die Stadt, schließlich wollten wir wissen, ob immer noch so ein hohes Aufgebot an Polizei und Militär in der Stadt unterwegs war. Wir sahen Hubschrauber über die Stadt kreisen, als plötzlich Kanonenschüsse uns erschreckten. Die aufkommende Angst war schnell vertrieben, denn die Regelmäßigkeit der Schüsse ließ auf Salutschüsse für den neuen Präsidenten schließen. Da im Internet im deutschsprachigen Bereich leider nichts darüber zu finden war, machten wir, was alle um uns herum machten und gingen Essen. Den Abend beendeten wir mit einem Glas Pinotage auf unserem Balkon.

Unsere Route:

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