Am Sonntag gegen Mittag sind wir in den Urlaub gestartet. Urlaub im Juni ist für uns eher ungewöhnlich. Normalerweise bleiben wir in der warmen Jahreszeit daheim und wenn es kalt und unwirtlich wird flüchten wir in wärmer Gebiete. Dieses Mal ist es umgekehrt, bei annähernd 30 °C haben wir uns in Frankfurt in den Flieger gesetzt und haben diesen mitten in der Nacht bei 8 °C in Keflavik auf Island wieder verlassen. Mitten in der Nacht 8 °C ist nicht so ungewöhnlich, aber tagsüber wurde es nicht wärmer, sondern eher kälter. Hier in Island ist die Zeit der Mitternachtssonne und es wird nicht dunkel. Und im Sommer ist es im Südwesten der Insel wärmer als 10 °C.

Nachdem wir unser Mietauto übernommen haben, ging es nach Reykjavik zu unserem Hotel „Reykjavik Residence“. Der Name der Stadt bedeutet Rauchbucht, weil vom Entdecker, dem Vikinger Ingólfur Arnarson, die heißen Dämpfe der Umgebung missverstanden wurden. Bis hier hin klappte auch alles wunderbar. Dass die Bahn mit 35 Minuten Verspätung in Frankfurt angekommen ist, lasse ich mal an dieser Stelle unter den Tisch fallen. Wir hatten ja wegen der Zuverlässigkeit der Bahn einen zeitlichen Puffer eingeplant. Montags gegen 01:00 Uhr standen wir vor unserem Hotel und wollten auf unser Zimmer, doch es gab Verzögerungen. Der Nachtportier war einige Zeit damit beschäftigt, den Empfang von der Übelkeit anderer Gäste zu befreien.

Müde und kaputt fielen wir dann anderthalb Stunden später ins Bett. Es sei aber erwähnt, dass wir zuvor noch in ein anderes Haus mussten, weil sich dort unser Apartment befand. Unser Gastgeber besitzt insgesamt 7 „Familien“-Häuser hier in der Innenstadt von Reykjavik, die er als Gästehäuser umgebaut hat. In dem ersten befindet sich die Rezeption und in einem andern davon z.B. auch unser Frühstücksrestaurant.

Am nächsten Morgen nach sehr leckerem Frühstück in Port 9, dem Frühstücksrestaurant unseres Hotels, machten wir uns zuerst zu Fuß auf den Weg, Reykjavik zu erkunden. Die mehr als 130.000 Einwohner zählende Stadt hat uns beide überrascht. Wir hatten eine andere Bebauung erwartet, mehr (Hoch-)Häuser im modernen Stil. Untergebracht waren wir im Zentrum der Stadt, das geprägt war von Familienhäusern in schmalen Straßen.

Unser erstes Ziel war auf der höchsten Erhebung Reykjaviks Hallgrimskirkja, ein faszinierender Kirchenbau. Die Säulen des Bauwerks sollen an die Entdeckung der Bucht durch den Vikinger Ingólfur Arnarson erinnern. Wegen Streitigkeiten seines Landbesitzes in Norwegen enthoben, warf er gemäß alter Sitte die Hochsitzpfeiler seines ehemaligen Hauses aus Norwegen ins Meer und gelobte, dort seinen neuen Wohnsitz aufzubauen, wo sie angeschwemmt würden. Während unseres Aufenthaltes in der Hallgrimskirkja spielte gerade ein Organist auf der Konzertorgel, erbaut von Johannes Klais.

Auf unserem Spaziergang durch die Innenstadt kamen wir zum Rathaus am Tjörnin-See. Anschließend ging es zum isländischen Parlament Alþingishúsið, der Domkirkja direkt daneben und zum Konzerthaus Harpa. Die Besichtigung der Bootsskulptur Sólfar (Sonnenfahrt) von Jón Gunnar Árnason, die aus Edelstahl bestehend, einem Vikingerschiff ähnelt und bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang „glühen“ soll, bildete den Abschluss. Danach brauchten wir unbedingt einen Bäcker.

Nach einer Pause auf unserem Zimmer ging es dann zu dem außerhalb liegenden Warmwasserspeicher Perlan (Perle). Er wurde von Ingimundur Sveinsson entworfen und 1991 eröffnet. Von hier aus wird die Stadt mit Warmwasser versorgt, auch die im Winter beheizten Gehwege und Straßen. Ein Tank davon beherbergt das Museum der Naturwunder Islands mit einem künstlichen Gletscher samt Eishöhle. In der Kuppel des fünfstöckigen Gebäudes befindet sich eine Aussichtsplattform, die einen Blick über Reykjavík und weit in das Land hinein erlaubt und ein Restaurant auf einer drehenden Plattform.

Das Fahren in der Innenstadt mit dem Gewirr von Einbahnstraßen wurde durch zusätzliche Baustellen sehr erschwert. Riesige Hinweisschilder blieben uns ein Rätsel, weil darauf nur in Isländisch und ohne Piktogramme informiert wird. Wir drehten des Öfteren einige Runden, bevor wir den richtigen Weg zu unserem Ziel fanden.

Am Abend aßen wir einen wirklich leckeren (Cheese)Burger, nur die Einrichtung war ziemlich heruntergekommen. Wäre ich allein gewesen, hätte ich auch auf den Burger verzichtet.

Für den nächsten Tag war der Besuch der Bláa Lónið (Blauen Lagune) auf dem Programm. Gut gestärkt mit dem leckeren Frühstück verließen wir Reykjavik in Richtung Flughafen. Das zu einem öffentlichen Schwimmbad umgebaute ehemalige Auslaufbecken des Geothermalkraftwerkes Svartsengi erfreute sich großem Zuspruch. Das trübe, weiß-bläuliche Wasser im Thermalbad hat eine Temperatur von etwa 37 bis 42 °C und enthält Mineralsalze, Kieselerde und Algen und verbirgt die Unebenheiten des Bodens. Der See soll zwar eine Fläche von etwa 5000 Quadratmetern haben, ist an manchen Stellen so flach, dass man nur auf Händen sich fortbewegen kann.

Wir hatten uns im Voraus informiert und mussten während unseres Aufenthalts feststellen, dass alle Berichte veraltet sind. Man geht mit den Schuhen in die Umkleide, duscht sich zwar immer noch nackig und geht mit Badeanzug ins Wasser. Badeschuhe sowie Handys sind erlaubt. Letzteres auch im Wasser. So sieht man kaum noch Leute baden geschweige denn schwimmen. Man steht in dem unterschiedlich tiefen Wasser herum, schlürft einen Drink, macht mehr oder weniger interessante Bilder von sich und anderen.

Keiner sollte sich erschrecken, wenn ihm Personen mit weiß-beschmiertem Gesicht begegnen. Die kostenfreie Maske wird fast von jedem aufgetragen und nicht immer restlos wieder entfernt. Viereinhalb Stunden haben wir es in dem Bad ausgehalten. Nicht zu unterschätzen ist die körperliche Anstrengung in dem doch sehr warmen Wasser. Ich war jedenfalls todmüde und brauchte vor dem Abendessen eine Pause 🙂

Auf Empfehlung einer Einheimischen gingen wir zur Hlemmur Food Hall neben dem Busbahnhof in Reykjavik. Nach zwei Rundgängen vorbei an den verschiedenen Ständen gab es doch nur eine Pizza. Die war hauchdünn und nicht allzu groß, aber sehr, sehr lecker.

Unser Frühstücksrestaurant „Port 9“ wird abends mit anderer Besatzung als Weinlokal betrieben. Hier ließen wir den Tag mit einer Flasche Pinot Noir aus der Bourgogne ausklingen. Obwohl inzwischen schon 23:30 Uhr Ortszeit war es immer noch taghell, als wir uns auf den Heimweg machten.

One Comment

  1. Hallo Ihr Beiden, sich ohne Vorankündigung so einfach wegzuschleichen…….
    Am herzhaftesten musste ich über die Kirche schmunzeln, die sieht von außen irgendwie aus wie eine Robbe mit einer KuKluxKlan-Haube :-). Noch viel Spaß und tolle Eindrücke, während wir uns hier so nebenbei wieder mal mit dem TG-Tor rumärgern, aber das ist nur zum Augenverdrehen gedacht und für ein zusätzliches Glas Pinot…..