Am nächsten Morgen erkundigte sich unsere Gastgeberin nach unserer gestrigen Tour und war äußerst überrascht, dass wir alle Brücken gefunden hatten. Nun ja, Google Map macht’s möglich. Dieses Mal, war das Kernstück des Frühstücks etwas mehr exotisch, doch nicht weniger lecker.

Die Nacht hindurch hatte es geregnet, doch inzwischen schien wieder die Sonne. Als wir im Zentrum von Annapolis, einen Zwischenstopp einlegten, zeigte das Thermometer 93 °F (fast 34 °C) an. Am Jachthafen war es nicht einfach, ein Café zu finden, deswegen wählten wir ein Restaurant mit Terrasse. Wir hatten, obwohl Mittag schon über 2 Stunden her war, keinen Hunger. Das war auch gut so, denn die Preise für die Gerichte in dem Restaurant mit Blick auf Jachthafen und angeschlossener Segelschule, wollten wir nicht bezahlen. An teuer hatten wir uns inzwischen schon gewöhnt, doch hier verlangten sie noch deutlich mehr. Wir tranken nur eine Coke, die nicht auf der Karte stand und beobachteten die Schüler beim Umgang mit ihren Jollen. Sie mussten das Aufrichten des Bootes nach dem Kentern üben.

Gegen 15:30 Uhr erreichten wir „Embassy Circle Guest House“ in Washington D.C.. Das ehemalige Botschaftsgebäude von Taiwan war, nach dem es über viele Jahre leer stand, von seinem jetzigen Besitzer aufwendig renoviert worden. Wir haben uns darin sehr wohl gefühlt. Wir waren nicht die einzigen Gäste und das Gastgeberehepaar legte großen Wert darauf, dass wir uns untereinander kennenlernten. Gefrühstückt wurde gemeinsam mit der Gastgeberin an einer langen Tafel. Zusätzlich gab es von 17:00 bis 19:00 Uhr im Wohnzimmer Wein und Knabbereien. Ein jeder berichtete u.a. von dem, was er an dem Tag unternommen hatte und was für den kommenden geplant war. So erfuhren die anderen von Sehenswürdigkeiten oder Besonderheiten, die Ihnen bisher nicht bekannt waren. Diese Runde war sehr informativ und auch unterhaltsam und es fiel nicht nur mir schwer, sie fürs Abendessen zu verlassen.

Schon bald nach unsrer Ankunft machten wir uns auf den Weg zum Weißen Haus. Wir schlenderten durch die Straßen mit den verschieden Botschaften und versuchten anhand der Flaggen zu erraten, um welche diplomatische Vertretung es sich handelte. Der angekündigte Regen ließ nicht lange auf sich warten. Wegen der Hitze hatten wir auf das Mitschleppen von Regenjacken verzichtet und wir schafften es, fast trocken unser Ziel zu erreichen.

Am nächsten Morgen nach einem unterhaltsamen Frühstück warteten wir auf den Stufen vor dem Botschaftsgebäude auf den Fahrdienst Uber, der uns zur ehemaligen Bibliothek in die 801 K Street NW bringen sollte. Da kam unser Gastgeber vorbei und bot uns an, dass er uns kostenfrei dorthin fährt. Während der Fahrt erkundigte er sich, was wir den beruflich so machten und erzählte uns von seinem Werdegang. Als 18-jähriger war er aus dem Libanon mittellos nach Washington gekommen und hat als Tellerwäscher angefangen. Heute kauft er leer stehende Gebäude, lässt sie durch seine Firma renovieren und verkauft sie wieder. Die meisten seiner Angestellten hat er schon über 25 Jahre und für ihn ist es wichtig, seinem Vertragspartner in die Augen zu schauen. Auch er arbeitet papierlos, nur mit dem Handy und seine Verträge macht er per Handschlag.

Wir waren wenige Minuten in dem Gebäude, als eine Mitarbeiterin von Apple uns anbot, uns durch dieses zu führen. Die Carnegie Library auch bekannt als Central Public Library wurde vom Unternehmer Andrew Carnegie der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und am 7. Januar 1903 eingeweiht. Sie wurde fast 70 Jahre lang als zentrale öffentliche Bibliothek für Washington, D.C. genutzt, bevor sie zu klein wurde. Die Zentralbibliothek wurde dann in die Martin Luther King Gedenkstätte verlegt. Nach zehn Jahren Stillstand wurde es als Teil der University of the District of Columbia instand gesetzt. Im September 2016 schlug Apple Inc. vor, die Bibliothek zu renovieren. Der Store wurde am 11. Mai 2019 eröffnet. Die Ausstellungen, die sich im Obergeschoss befinden, waren schon zuvor in dem Gebäude und durften bleiben. Im Keller wurden die Renovierungsarbeiten in Form einer Fotoausstellung dokumentiert.

Zu Fuß ging es weiter zur (Washington) Union Station. Der Hauptbahnhof ist nur wenige Blocks vom Capitol entfernt und wurde baulich darauf ausgerichtet. Die Union Station wurde am 27. Oktober 1907 eröffnet und von 1981 bis 1989 grundlegend saniert. Dabei wurde z. B. in den Räumen der ehemaligen Gepäckabfertigung, die durch den veränderten Eisenbahnbetrieb nicht mehr benötigt wurden, ein Food-Court eingerichtet. Das Dach wurde grundlegend erneuert und ebenfalls verändert. Die Firma unseres Gastgebers war daran auch beteiligt.

Eine Filiale von Shake Shack entdeckten wir in der großen Halle der Union Station. Gestärkt durch einen Milchshake wanderten wir weiter zum Capitol. Dort erwarteten uns sehr lange Schlangen vor dem Visitor Center, daraufhin haben wir auf einen Besuch desselben verzichtet und sind stattdessen hinüber zu Supreme Court (Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten) gelaufen. Das Gebäude durften wir zwar betreten, doch die Besichtigung des Gerichtssaal wurde uns verwehrt.

Nun wollten wir noch einmal zum Weißen Haus. Dieses Mal von der Parkseite aus. Unterwegs gelang es uns, zwei Scooter „Jump“ von Uber zu ergattern. Ich wollte unbedingt eine Fahrt auf einem Elektroroller machen, nicht nur um Erfahrungen zu sammeln, sondern auch des Spaßes wegen. Wir fuhren bis zum Weißen Haus, hatten dabei ganz vergessen, dass wir diesmal von der Parkseite kommen wollten. Den Scooter darf man nicht überall in der Stadt abstellen. Während Thomas in unmittelbarer Nähe eines Sperrgebietes seinen Roller abmelden konnte, gelang mir dies erst nach mehreren Versuchen. Sogar an einem Fahrradstand von Uber konnte ich die Miete nicht beenden. Wir vermuten, dass wir wegen fehlender amerikanischer SIM-Karte in meinem Handy diese Probleme hatten. Letztendlich waren wir dadurch fast genauso weit vom Ziel entfernt, wie vorher, nur in einer anderen Richtung.

Ein Wagen von Uber brachte uns rechtzeitig zurück zur Weinrunde. Dabei lernten wir die neuen Gäste kennen. Mit einem fantastischen Essen beim Italiener „La Tomate“ in der Nachbarschaft beendeten wir den Tag und fielen gut gesättigt und todmüde ins Bett.

Unsere Route

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