Endlich wieder auf Tour. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir starten konnten. In den Monaten Juli und August gab es bis vorgestern zu oft Regen und keine sommerlichen Temperaturen. Nun wurde eine Woche schönes Wetter angekündigt, – also los. Auf die Frage wohin hatte Thomas schon eine Antwort: Vom Bodensee an den Königssee, diese Tour ist schon lange auf seiner Agenda.

Auf rund 460 Kilometern schlängelt sich der Bodensee-Königssee-Radweg am Rande der Alpen vom „Schwäbischen Meer“ durch das Allgäu bis zum türkisblauen Königssee.

Tag 1

Heute Morgen sind wir dann gestartet. Mit dem Zug ging es von Ulm nach Lindau und von da aus weiter. Die erste Etappe hatte eine Strecke von etwas mehr als 50 km. Das ist nicht so viel, doch 520 Höhenmeter sind nicht zu verachten. Irgendwann unterwegs, sagte ich zu Thomas: Entweder es geht rauf, oder es geht runter. Anders scheint es nicht zu geben.

Doch es war eine schöne Strecke und nach 15:00 Uhr erreichten wir unser Ziel: Markt Oberstaufen.

Nun sollte es noch zum Hotel gehen. Passend zur Strecke ging es rauf und runter, dann hatten wir das Zentrum erreicht und ich dachte, gleich kommen wir an. Mir taten inzwischen nicht nur die Füße weh. Doch es ging weiter runter, runter und runter. Etwa 1000 m vom Zentrum entfernt und viele Meter tiefer war unsere Unterbringung. Dieses hatte ein Wirrwarr an Anbauten, Gängen und Treppenhäusern. Eine Tiefgarage für unsere Räder und ein alter Fahrstuhl, der uns von dort direkt zu unserm Zimmer brachte, stimmte uns mehr als zufrieden.

Nach einer kleinen Pause gingen wir zu Fuß zurück ins Zentrum. Natürlich bergauf, vorbei an einigen Gaststätten mit Außenbestuhlung. Aber alle Plätze waren besetzt. Im Zentrum selbst war für den kleinen Ort die Hölle los: Streetfood und Livemusik. Für mich gab es Pasta aus dem Parmesan-Käserad und Thomas besorgte sich von einem der vielen Stände mit dem gleichen Angebot einen Burger. Mit Churros schlossen wir das jeweilige Abendessen ab.

Gut gesättigt und einige Radler mehr im Bauch machten wir uns dann wieder auf den Heimweg. Thomas sitzt jetzt draußen auf unsere Mini-Terrasse und versucht für morgen noch eine Übernachtung in der Nähe von Nesselwangen zu bekommen. Sieht schlecht aus …

Tag 2

Um 8:30 Uhr heute Morgen nach einer unruhigen Nacht in einem zu kleinen, unbequemen Bett, haben wir gefrühstückt. Dieses war sehr ausgiebig. Thomas hat zwischendurch immer weiter versucht, eine Unterbringung für die nächste Nacht zu finden, war leider nicht erfolgreich. Also haben wir unsere Sachen gepackt und sind gestartet. Auch auf der Fahrt ging die Suche nach einer Unterbringung weiter.

Unsere Tour führte uns vorbei am Alpsee, durch Immenstadt und Sonthofen. Dabei sind wir auf eine alte Gefährtin getroffen. Die Iller ist uns wohl bekannt, denn sie mündet in Ulm in die Donau. Auf einer unserer vorherigen Reisen sind wir mal den Iller-Radweg von Ulm bis Kempten gefahren.

Nachdem wir in einem kleinen Ort gegen 13:00 Uhr eine Pause eingelegt haben und auf gestrige Anfrage bei Airbnb auch eine Absage einging, hieß es anderweitig Zimmer zu suchen. Die nächste Möglichkeit, die uns geboten wird, werden wir nutzen, haben wir da beschlossen.

Unsere Route führte uns nach Rettenberg. Dort entdeckten wir in einer Hecke ein fast zugewachsenes Schild „Zimmer frei“. Und tatsächlich, die ältere Dame hatte für uns noch ein Doppelzimmer mit Dusche. Die Fahrräder durften wir in ihrer Garage abstellen. So endete unsere heutige Etappe schon nach 40 Kilometer und circa 300 Höhenmeter. Dafür hatten wir einen sonnigen Nachmittag und ein tolles Abendessen im Brauereigasthof Engel.
Mit dem Koch sind wir kurz ins Gespräch gekommen. Er und seine Frau führen erst ein paar Jahre diesen Gasthof. Fehlendes Personal besonders für den Bereich Übernachtung haben Sie gezwungen, das Hotel Adler in Rettenberg aufzugeben.

Jetzt ist es 20:00 Uhr, ich sitze auf unserm Balkon und sehe von Westen das angekündigte Gewitter heranziehen. Die Sonne versteckt sich bereits hinter den Wolken und es ist deutlich kühler geworden. Der einsetzende Regen vertreibt mich von meinem schönen Platz.

Tag 3

Mehrere Gewitter waren die vergangene Nacht über Rettenberg hinweg gezogen und haben für die versprochene Abkühlung gesorgt. Endlich mal an einem dunklen Ort hatte ich gehofft, die Perseiden miterleben zu können, doch leider haben die Gewitterwolken dies verhindert.

Eine erholsame Nacht war um 7:30 Uhr zu Ende. Unsere Sachen hatten wir schnell gepackt und so konnten wir uns um 8:00 Uhr bereits auf den Weg machen. Start ohne Frühstück und es ist Sonntag. Es dauerte also ein wenig, bis der Magen etwas zu tun bekam.

Unsere Tour begann gleich mit einer Steigung. Es war ein kühler Morgen, doch davon haben wir durch die Anstrengung kaum etwas gemerkt. Wir kamen gut vorwärts und erreichten bereits am späten Vormittag Nesselwang, hatten so das Ziel von Vortag erreicht. Bei einer geöffneten Bäckerei gönnten wir uns Bienenstich und Milchkaffee.

Nun begann unsere eigentliche Tagestour. Der Streckenverlauf war wie bekannt ein rauf und runter. Inzwischen machte es so richtig Spaß. An diesem sonnigen Tag ergaben sich doch so herrliche Ausblicke auf das schöne Allgäu. Im Vordergrund Wiesen und Wälder mit freilaufenden Bergvieh und dahinter die Berge und die Alpen. Auch Kuhglocken sind hier noch keine Seltenheit. Die Strecke führte uns auch vorbei am Hopfen- und Forgensee.

In der Innenstadt von Füssen konnten wir in einer Eisdiele zwei Sitzplätze im Schatten ergattern. Hatten wir doch auch diesen Teil der Strecke schneller zurückgelegt als geplant. Dies musste natürlich mit Spaghettieis belohnt werden.

Deutlich langsamer setzten wir danach unseren Weg fort. Im Bereich von Schloss Neuschwanstein war es voll wie immer. Wir suchten uns unseren Weg zwischen Bussen und Autos, wichen mehreren herum rennenden Touristen aus, die offensichtlich den Anschluss zu ihren Gruppen verloren hatten.

Weg von dem ganzen Trubel hatten wir einen viel schöneren Blick auf das Schloss. Leider waren die vielen Paraglider, die über die Bergkette an Neuschwanstein vorbei schwebten mit der Handykamera nicht einzufangen. Wir zählten bis zu zehn Stück gleichzeitig. Sie landeten unweit von unserem Hotel Bannwaldsee und so hatten wir bei der Verfolgung gar nicht bemerkt, dass wir das Tagesziel erreicht hatten.

Froh darüber, dass trotz unserer verfrühten Ankunft unser Zimmer schon fertig war, fielen wir ins Bett. Zwei Stunden später erkundigten wir das Hotel und versorgten die Fahrräder.

Das Abendessen nahmen wir in dem angeschlossenen Restaurant ein. Das Essen war lecker, doch der Service für die Kategorie von Hotel eine Katastrophe.

Auch jetzt ziehen hier wieder Gewitter durch. Wir hoffen das wir morgen gut weiterkommen, denn während ich hier meinen Text verfasst habe, hat Thomas für die verblieben Etappen die Hotels gebucht.

Tag 4

Von den Gewittern der vergangener Nacht zeugten nur noch ein paar kleine Pfützen und angenehm kühle Luft, wie wir bemerkten als wir gegen neun zum Frühstück gingen. Von den Wetterfröschen war ein heißer Tag angekündigt worden, am späten Nachmittag sollte es dann wieder regnen.

Vorbei an saftigen Wiesen und durch dichte Wälder strampelten wir in stetigem bergauf und bergab durch die idyllische und typische Voralpenlandschaft. Anfangs hatten wir den Eindruck, dass uns der Fluss Halblech begleitet. Immer wieder führte eine Brücke über sein Flussbett.

In Wies verblüffte uns die Kirche im Rokokostil. Wir überquerten die Ammer, die in den Ammergauer Alpen ihre Quelle hat. Dieses Gebirge begleitete uns auf dieser Tour. Kleine Dörfer reihten sich wie Perlen auf unsere Strecke.

Erst in Bad Kohlgrub konnten wir uns etwas zu Essen besorgen. Danach kam eine lange Abfahrt, die ich aufgrund des Schotters nicht hinuntersausen konnte. Danach radelten wir am Murnauer Moos vorbei, einem der größten naturnahen Moorgebiete Mitteleuropas. Die Loisach, die ordentlich Wasser führte, zeigte uns den Weg zu unserem heutigen Ziel.

Gegen vier Uhr Nachmittag erreichten wir den Postillion in Kochel am See. Nach der erforderlichen Pause gab es eine Pizza und einen ausgedehnten Spaziergang am See. Zwei Kugeln Eis waren die Belohnung und auch der Abschluss der heutigen Etappe.

Tag 5

Heute ist nur im Saarland und in Bayern Feiertag, Mariä Himmelfahrt. Dies ist jedoch nicht in ganz Bayern, mancher Franke muss am 15.8. doch zur Arbeit. Wir konnten das nicht vergessen, denn um neun Uhr morgens war es vorbei mit dem lauten Verkehr unter unserem Fenster. Stattdessen zog ein Trachtenzug mit Trommlern und Blasmusik die Straße entlang.

Wir packten gerade unsere Sachen, hatten bereits gefrühstückt, als erneut Blasmusik zu hören war. Der Trachtenzug zog unter den Fenstern des Hotels entlang, diesmal in die andere Richtung. Das gab uns die Gelegenheit, ein paar Fotos zu machen.

Eine kleine Schrecksekunde in der Tiefgarage: Thomas hatte die Schlüsselkarte bereits abgeben und die Fahrräder waren reisefertig. Doch das Garagentor lies sich von innen nicht öffnen. Durch eine Seitentür war ich schon auf dem Weg zur Rezeption, als Thomas die Strippe zum Öffnen des Tores gefunden hat. Sie war wie nicht anders zu erwarten, günstig für die Autofahrer, aber eben nicht für die Radfahrer angebracht.

Wieder erfreute uns das Bild von Moorwiesen, kleinen Wäldern und die Bergkulisse als Hintergrund, als wir unsere Strecke in Richtung Tegernsee radelten. Heute sollte es erneut ein sonniger Tag mit bis 33 °C werden. Da war der kühle Fahrtwind schon sehr angenehm.

Von Weitem kündigten zwei Zwiebeltürme das Kloster Bendiktbeuren an. Naturschutz- und Landschaftspflege, Naturlehrgebiet mit Lehrpfaden und Biotopen, Meditations- und Kräutergarten, geführte Exkursionen ermöglichen unmittelbare Naturerfahrung. Das älteste Kloster mit seiner barocken Basilika minor ist geistiger und kultureller Mittelpunkt des Tölzer Landes. Leider blieb uns eine Besichtigung der Basilika verwehrt, da zum Zeitpunkt unseres Eintreffens eine Messe begann.

Einige Anstiege und Abfahrten später erreichten wir Bad Tölz an der Isar. Im Gegensatz zur Loisach führte die Isar nur wenig Wasser. Heute am Feiertag waren die Straßen gut gefüllt. Der Trachtenverein bot in einer Nebenstraße Gegrilltes und kühles Bier an. Mit Blasmusik machte er auf sich aufmerksam. Wir fanden in einer Eisdiele noch ein schattiges Plätzchen und beobachten die Menschen beim Genuss von Spaghettie-Eis.

Gemütlich fuhren wir weiter, die heutige Etappe war mit 48 Kilometer und 450 Höhenmetern nicht so anstrengend. Mit Erreichen des Tegernsees suchten wir uns ein Bänkchen und genossen den Blick auf den See. Es war ein buntes Treiben auf dem See: Segelboote, Ruderboote, SUPs und Schwimmer. Sogar ein paar Angler versuchten in ihren Booten ihr Glück.

Schon kurz vor dem See hatten wir ein paar dunkle Wolken am sonnigen Himmel entdeckt. Ausgerechnet die mussten über uns undicht werden und uns von unserer Bank vertreiben.

Nach unserer Ankunft im Hotel Terrassenhof in Bad Wiessee haben wir nur geduscht, um dann zu Fuß am See entlang zu spazieren. Doch die dunklen Wolken waren die Vorboten eines angekündigten Gewitters mit kräftigen Regenschauern. Also gab es doch das gewohnte Erholungsschläfchen.

Nach dem Abendessen, das leider drinnen serviert wurde, holten wir unseren Spaziergang am See nach und genossen die abgekühlte Luft. Das Wetter hatte sich inzwischen wieder beruhigt und es waren auch jetzt ein paar Schwimmer im See zu entdecken.

Bevor wir aufs Zimmer gingen, genossen wir in der Hotelbar einen Negroni, der wurde hier als Longdrink serviert. Entsprechend alkoholisiert fielen wir ins Bett.

Tag 6

In der Nacht ist einiges an Regen heruntergekommen, doch wir waren müde genug, dass wir trotz offener Fenster kaum etwas mitbekommen haben. Nach einem guten Frühstück mit Lachs etc. sind wir heute mit einer halben Umrundung des Tegernsees gestartet. Thomas sagte gerade, so lange haben wir für eine Strecke von 15 km mit dem Rad noch nie gebraucht. Doch die Villen, Ferienhäuser und Hotels entlang des Sees mussten schließlich wenn auch nur von Weitem inspiziert werden. Bei dem einen oder anderen konnte man schon ins Träumen kommen, doch der Aushang eines Maklers brachte uns wieder auf den Boden der Tatsachen. Unter drei Millionen Euro ist hier nichts zu bekommen und ich dachte, es reicht ein Lottogewinn.

Vorbei kamen wir an dem ehemaligen Kloster Tegernsee mit der Pfarrkirche St. Quirinus. Es ist heute Eigentum der Wittelsbach. In den Klostermauern befindet sich neben einem Restaurant auch das Bräustüberl der Tegernseer Brauerei und das Gymnasium Tegernsee.

Als wir auf der anderen Uferseite ungefähr gegenüber unseres Hotels in Miesbach waren, verließen wir den See und übten uns im Erklimmen der Höhen, um dann die belohnende Abfahrt für die Anstrengung zu genießen.

Auf einer der erklommenen Höhe entdeckte ich in der Tiefe einen See. Es war der Schliersee, an dessen Ufer wir eine ganze Weile entlang fuhren, zwischen uns eine Eisenbahntrasse. Als wir die Schienen endlich überqueren konnten, hatten wir auch schon das andere Ende des Sees erreicht. An dem schmalen Ufer reihten sich die Badegäste und Sonnenanbeter. Den See im Rücken radelten wir zum nächsten Anstieg.

In Aurach entdeckten wir einen kleinen schattigen Biergarten. Hier legten wir eine Pause ein. Während unsere Räder sich in der Sonne aufheizten, genossen wir ein kühles Radler. Mit einem Schweizer Wurstsalat im Bauch setzen wir die Fahrt fort. Einige ordentliche Steigungen sollten uns noch fordern. Um so schöner war dann die lange Abfahrt, die nur kurz von zwei kleinen Anstiegen unterbrochen wurde.

Als wir an unserem Hotel Bayerisch Meran in Bad Feilnbach von den Rädern stiegen merkten wir erst, wie warm es wieder geworden war. Unsere Strecke an diesem schönen sonnigen Tag betrug 59,9 km und 600 Höhenmeter.

Die Fahrräder waren schnell verstaut und nach der Dusche ging es zur nahe gelegenen Eisdiele, die uns im Vorbeifahren nicht entgangen war. Am Abend stärkten wir uns mit leckerer Lasagne und nun sitzen wir auf unserem Balkon und in der kühlen Abendluft und schlürfen noch ein Bier.

Tag 7

Die Unwetter, die es in Baden-Württemberg letzte Nacht gegeben hat, haben uns nicht erreicht. Unsere Nacht war kühl und sternenklar. Heute erwartete uns erneut ein sonniger Tag mit Temperaturen über der 30 °C Grenze.

Es war schon sehr warm, als wir vor dem Hotel unsere Räder bestückten. Das Frühstück konnten wir zuvor noch im Schatten in einem kleinen Garten genießen. Nach circa 12 Kilometer erreichten wir den Inn. Der Fluss, der in Graubünden entspringt, hat hier bereits eine stattliche Breite. Aufgrund der Regenfälle der vergangenen Tage schimmert sein Wasser nicht Grün, sondern cremefarben trüb. Dies hatten wir auch bei der gut gefüllten Loisach gesehen.

Kurz danach erreichten wir Neubeuren mit seiner beeindruckenden Ortsmitte. Ich konnte mich an den Bildern an den Hauswänden nicht sattsehen. Durch ein gut erhaltenes Tor gelangten wir zum Ortskern und verließen diesen durch ein anderes wieder.

Die heutige Etappe war uns ein wenig zu kurz und so haben wir einen Abstecher zum Siemsee mit eingebaut. Schon bald war es vorbei mit Bergwiesen und Bergvieh auf der Weiden. Wir passierten ein Maisfeld nach dem anderen, vermutlich die zweite Frucht, die die Bauern in diesem Jahr angebaut haben. Auch die Bergketten haben sich weiter zurückgezogen. Geblieben sind jedoch nach wie vor die plötzlichen Anstiege und Abfahrten.

Vom Siemsee haben wir nicht viel zu sehen bekommen. Eines der beiden Strandbäder haben wir uns angesehen. Ansonsten sind wir auf unserer Strecke nicht mehr näher an ihn herangekommen. Viele zugewachsene Grundstücke verwehrten uns den Blick auf den See. Kurz vor dem zweiten Strandbad machten wir Rast. Die Bank, die im Schatten lag, lud geradezu dazu ein. Außerdem waren wir in Baumwipfelhöhe über dem See und konnten ein wenig von ihm sehen.

Der Abstecher zum Siemsee ist für Radfahrer nicht so reizvoll. Meist fährt man auf der Straße, es gibt kaum Radwege. Auf viel befahrenen Straßen hat man kein sicheres Gefühl, wenn kurz vor einer Verkehrsinsel noch mehrere Autos an einem vorbei rauschen. Das Gleiche passiert auch immer wieder vor Ortseinfahrten. Je näher man dem Chiemsee kommt, gibt es dann Radwege.

Am Chiemsee legten wir eine Pause ein. Uns ist es gelungen, eine Bank im Schatten zu ergattern, von der aus wir das bunte Treiben auf dem See beobachten konnten. Von unserem Platz konnten wir Herrenchiemsee mit seinem Schloss gut erkennen.

Bis nach Bernau am Chiemsee war es dann nicht mehr so weit. Gegen 15:00 Uhr und nach einer Strecke von 57 (ursprünglich 42,4) km und 360 (ursprünglich 270) Höhenmeter erreichten wir das Gasthaus Kampenwand. In der Garage für die Fahrräder war kein Stromanschluss zum Aufladen der E-Bike-Akkus. Zufällig entdeckten wir unweit von ihr entfernt eine Kabeltrommel. Ein Überbleibsel, denn das Elektroauto, dass hier aufgeladen wurde, gab es nicht mehr. Uns wurde gestattet, die Ladegeräte dort einzustecken. Heimliches Aufatmen unsererseits blieb uns so der Transport der vier Akkus in den zweiten Stock ohne Fahrstuhl erspart.

Das Abendessen auf der Gasthofterrasse klappte hervorragend. Zum Radler hatte Thomas Spareribs mit Pommes und ich Steinpilznudeln in Trüffelsoße. War beides sehr lecker.

Danach spazierten wir zu der 50 Meter entfernten Eisdiele Dotta. Das Eis war lecker, Selbstbedienung und die gewünschten Tiramisu- und Tartufo-Eisbecher im Plastikschüsselchen kam nicht so gut an. Die sehr aufwendig gestaltete Karte lies da eher anderes erwarten.

Während wir noch unser Eis aßen, kam Wind auf, die beiden Angestellten der Eisdiele flitzten durch Gegend. Die Glastüren zu Laden wurden geschlossen, die Sonnenschirme hereingeholt. Die Aschenbecher auf den Tischen wurden nur geleert, verblieben aber auf diesen. Wir gingen zum Hotel zurück, entfernten die Ladegeräte von den Bikes und stellten sie in die Garage. Im Vorbeigehen bemerkten wir, dass auf der großen Terrasse nur die Gäste noch an ihren Tischen verblieben waren, die ein festes Dach über dem Kopf hatten. Hektik war in den Gasträumen ausgebrochen, die Zuordnung der Getränke und Speisen gestaltete sich schwierig, da die Gäste jetzt an anderen Tischen saßen.

Wir sind inzwischen auf unserem Zimmer. Draußen ist es zwar windig, aber trocken. Ich hätte Lust auf ein Radler, mal sehen, was Thomas dazu sagt …

Tag 8

So viele Gewitter waren in der vergangenen Nacht zu hören und mancher Blitz erhellte unser Zimmer, doch es blieb trocken. Nur die Luft kühlte auf 14 °C ab. Die Müllabfuhr, die unter unserem Fenster den Hotelmüll abholte, warf uns aus den Betten. Wir hätten noch weiter schlafen können, denn es war nicht so weit bis Traunstein unserem heutigen Ziel. Wegen der besseren Übernachtungsmöglichkeiten hatten wir die vorgeschlagene Etappe gekürzt.

Das dunkle Brot war einfach zu lecker. Davon drei Scheiben mit selbst gemachter Stachelbeermarmelade und ein Körnermüsli war nichts zum Abnehmen. Unsere Taschen waren schnell gepackt und schon waren wir wieder auf der Strecke. 41 km und 300 Höhenmeter lagen vor uns, wir hatten es also keineswegs eilig.

Vom Chiemsee weg fuhren wir durch ein ausgedehntes Moorgebiet. Zu meiner Freude nahmen die Maisfelder ab und es war vermehrt Bergvieh auf den Weiden zu sehen, auch kamen wir den Alpen wieder näher. Ich bin mir nicht sicher einmal dachte ich, dass wir direkt auf die Kampenwand zufuhren.

Thomas wollte dem Namen des Ortes vor Grassau noch ein s spendieren. Kucheln klang nicht so interessant. Die erste Bäckerei hatte nur noch wenig in ihrer Auslage, also suchten wir uns eine zweite. Ein frischer Hefezopf mit Rosinen wechselte den Besitzer. Beim nächsten Supermarkt erstanden wir noch Apfelsaft und Weintrauben.

Kaum wieder gestartet lockte das Museum Salz und Moor. Hochmoorgebiete und Salzgewinnung in Bad Reichenhall werden hier erklärt. Doch wir strampelten weiter.

Die weiße und die rote Traun vereinigen sich bei Siegsdorf, ab hier hatten wir die Traun an unserer rechten Seite. An ihrem Ufer war es nicht schwer, eine Bank im Schatten zu finden, denn von fast wolkenlosen Himmel heizte die Sonne uns ordentlich ein. Auf dieser Bank verschwand der Hefezopf in unseren Bäuchen.

Die Traun führte uns nach Traunstein, wir folgten ihr noch ein Stückchen weiter und kehrten dann wieder um. Das Parkhotel liegt in der Mitte der Stadt, hier luden wir das Gepäck ab und besichtigten „unbeschwerter“ die Innenstadt. Auch wir konnten dem Werben der Eisdiele im Zentrum nicht widerstehen. Zehn Kugeln Eis für achtzehn Euro und einer zusätzlichen Kugel war das günstigste Angebot, doch für uns viel zu viel. Wir genossen kleinere Mengen.

Obwohl nicht so viel gefahren waren wir müde und nach der Dusche brauchten wir eine Pause. Ein bisschen später machten wir einen Spaziergang durch den dem Hotel gegenüber liegenden Park. Auf der anderen Seite des Hotels befand sich der dazugehörige Biergarten. Jeden Freitag gibt es da unter dem Motto Hütten-Gaudi Livemusik.

Wir hatten das Glück und durften das Bergfex’n Trio miterleben. Neben volkstümlicher Musik und Schlager haben die ein weites Spektrum. Reggae und Rock and Roll gehörte ebenso dazu. Als sie „Tür an Tür mit Alice“ spielten, tanzten Vorbeigehende auf dem Gehweg. „Ham kumst“, Original von Seiler und Speer, klingt mir jetzt noch in den Ohren.

Für das leibliche Wohl sorgte das Hotel. Thomas hatte einen Burger und ich eine Schweinshaxe und ausreichend Radler. Als wir uns zurückzogen, war das Event noch nicht zu Ende …

Tag 9

Wir haben sehr gut geschlafen und das bei offenem Fenster. Auf unserer Seite vom Hotel lag der Park und da war gestern noch die Hölle los. Doch in der Nacht war es absolut ruhig. Erst gegen acht Uhr heute Morgen wurde es wieder lauter. Frühstücken und dann die Sachen packen für die letzte Etappe unserer Tour.

Wir radelten durch sanft hügeliges Gelände und hatten das Gefühl, dass es mehr abwärts als aufwärts ging. Es gab auch ordentliche Steigungen, doch die war bald überwunden.

In Teisendorf besorgten wir uns wieder Apfelsaft, alles andere hatten wir uns schon von einer Bäckerei in Traunstein mitgenommen. Bad Reichenhall gefiel uns. Nach der Alten Saline gönnten wir uns auf einer Parkbank eine längere Pause.

Hinter Bad Reichenhall stieg die Strecke stetig an. Immer wieder stoppten wir, um Fotos zu machen, so schön war der Ausblick. Bald zeigten sich einige Bergspitzen und das große Rätseln ging los. Was ist was.

Mit überwinden des höchsten Punktes (700 m) ging es genauso stetig bergab. Vorbei an den Radlern, die in die andere Richtung wollten und denen man die Anstrengung ansah. Und dann sahen wir ihn, den Watzmann, ein Stück weiter auch das Watzweib und wieder ein Stück weiter die Kinder.
Da fiel es mir ein: Der Watzmann ruft …

Gegen 14:30 Uhr erreichten wir Berchtesgaden. Doch wir mussten noch ein Stücken weiter in Richtung Königsee. Im Explorer Hotel Berchtesgaden checkten wir ein, brachten unser Gepäck aufs Zimmer und radelten weiter zum Königssee.

Dort angekommen war ich enttäuscht, ich hatte ihn mir größer vorgestellt. Wir radelten erst am rechten Ufer entlang, bis es nicht mehr weiter ging und dann auf der linken Seite. Hier lagen die Ausflugsboote, die im Halbstundentakt die Urlauber über den See fuhren. Eingelagert in das Gebirgsmassiv lag der Königsee, von dem man nur einen kleinen Teil sehen konnte. Mit dem Fahrrad umrunden kann man ihn nicht, das war eigentlich unser Vorhaben für den nächsten Tag.

Es war 14:30 Uhr und die Schattenplätze mit Blick auf den See waren natürlich alle besetzt. Da offensichtlich hier niemand auf uns gewartet hat, suchten wir uns an diesem sonnigen und heißen Tag etwas abseits vom See einen kühlen Platz und genossen ein Radler, während um uns herum gut gefüllte Teller mit Speisen verdrückt wurden.

Nach einer Dusche in unserem Hotel und der üblichen Pause ließen wir den Tag im Hotelrestaurant ausklingen. Die Speisekarte war hier nicht sehr groß, Radler und Lachs-Tagliatelle war für uns genug.

Das Ladegerät für mein Fahrrad will nicht mehr, somit müssen wir heute noch öfter in die Tiefgarage, um beide E-Bikes aufzuladen.

Tag 10

Es gab mindestens zwei Gründe, warum wir noch nicht abgereist sind. Der eine: Heute ist Sonntag und Ferien in Bayern. Somit ist mit einer mehr als guten Auslastung der Regionalzüge zu rechnen. Der zweite: Wir waren noch nie am Königsee und das, was wir bisher gesehen haben, reichte uns nicht.

Nach einer erholsamen Nacht gabs ein Frühstück. Wir konnten uns selber etwas brutzeln. Kochplatten, Pfannen, Eier, Schinken, Zwiebeln und was man sonst noch so braucht, standen bereit. Thomas meinte, dass man wohl einen Koch sparen wollte. Schon möglich, aber dafür braucht man mehr Personal für den Abwasch, so wie die Pfannen aussahen.

Zu Fuß gingen wir nach Schönau zum Anleger der Ausflugsboote. Auch an diesem sonnigen Tag war es jetzt schon sehr warm. Cirka 09:30 Uhr, keine Schlangen vor den Ticketschaltern und am Anleger mussten wir in der Sonne nur ein Boot abwarten, das nächste nahm uns dann mit. Wir hatten es also gut erwischt.

Seit 1909 fahren schon elektrisch angetriebene Ausflugsboote auf dem Königsee. Unser Boot wurde 1922 auf Kiel gelegt. So gut wie das in Schuss war, ist sehr oft etwas daran gemacht worden. Der Königsee gehört zum Nationalpark Berchtesgaden. An Freizeitsportarten sind nur Rudern und Schwimmen zugelassen. Der See selbst ist durchschnittlich 100 Meter tief, die tiefste Stelle sogar 200 Meter. Das Wasser des Sees hat Trinkwasserqualität und sowas von klar. Ich hatte das schon vorher bewundert. Der eine Bootsführer hat noch mehr erzählt, doch daran erinnere ich mich nicht mehr.

Es gab auch eine für die beiden Bootsführer einträgliche Einlage. Im richtigen Abstand zu einer senkrechten Felswand blies der Erzähler ein kleines Solo. Das Musikstück hatte kleine Pausen, die das Echo ausfüllte. Diese Einlage hat eine lange Tradition, auch wenn inzwischen nicht alle Bootsführer Trompete spielen können. Dann fuhren wir vorbei am Watzmann, vom See aus ist die Watzfrau rechts. Sie und die Kinder waren gut zu sehen, doch der Watzmann selbst war nur kurz hinter einem anderen Berg zu entdecken.

St. Bartholomä liegt am Westufer des Sees auf der Halbinsel Hirschau. Ein paar Mitreisende verließen hier das Boot, die meist fuhren wie wir zum anderen Ende des Sees, um dann zu Fuß zum Obersee zu gelangen. Anschließend ging es zurück zur Halbinsel Hirschau. Die Wallfahrtskirche wollte ich schon immer aus der Nähe sehen. Je ein kühles Radler und eine Käsebrezel gaben uns den nötigen Schwung für den kleinen Spaziergang entlang des Sees und auf der Halbinsel. Zwei Ausstellungen informierten über das Wasser und über den Nationalpark.

Mit einem weiteren Boot gelangten wir wieder an den Ausgangspunkt in Schönau. Raus aus der Sonne, also zurück ins Hotel und unter die Dusche, das war unser Bestreben, denn auf den Booten war es längst nicht so heiß wie an Land.

Nach 18:00 Uhr radelten wir nach Berchtesgaden. In Schönau gab es zwar auch Biergärten, es ist jedoch schön, mal was anderes zu sehen. Das Restaurant Einkehr entsprach unseren Vorstellungen. Dieses Mal wählten wir Zwiebelrostbraten und das zu Radlern passende Getränk.

Wir saßen nicht lange, da waren alle Tische im Außenbereich besetzt. In der Nachbarschaft gab es noch ein Café und ein anderes Restaurant. Die hatten zu unserem Erstaunen am Sonntag geschlossen.

Anschließend fuhren noch ein wenig durch die Fußgängerzone und blieben am Marktplatz wieder einmal bei einer Eisdiele hängen. Jeder bekam zum Abschluss drei Kugeln Eis. Danach ging es zurück zum Hotel. Damit wir morgen in der Früh loskommen, sollten wir heute noch die Taschen für die Heimreise packen …

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