An diesem Morgen hatte der Wind sich deutlich gelegt und uns war es möglich, ohne Jacke zum Frühstück zu gehen. Nach dem Verstauen des Gepäcks ging die Fahrt zurück in Richtung Reykjavik. Die erste Strecke rundete unsere Fahrt um die Halbinsel Snæfellsnes ab. Auf dieser offensichtlich windgeschützten Seite ist die Halbinsel deutlich grüner, es gab auch mehr Wäldchen und bei Schafen und Pferden konnte auf den Wiesen man schon von Herden sprechen. Einige Dörfer schmiegten sich an die Füße der Berge. Bald hatten wir die Brücke von der Hinfahrt erreicht und fuhren ab da fast ganz zurück zur Inselhauptstadt. Unser einziger Besichtigungsstopp auf dem Weg zur heutigen Unterbringung war Þingvellir (Þing = Thing = Versammlung) . Ein sehr geschichtsträchtiger Ort.

Obwohl die Straßen hier im Osten von Island schmäler wurden, erhöhte sich der Verkehr. Man könnte meinen, dass die meisten Besucher sich für die Sehenswürdigkeiten auf dem „Golden Circle“ nur ein paar Stunden Zeit genommen haben und dabei die Fahrt dorthin vergessen haben mit einzurechnen. Es ist verständlich, dass wir die Sehenswürdigkeiten nicht für uns allein hatten, doch mit so einem Andrang an Besuchern hatten wir nicht gerechnet. Die Isländer hatten inzwischen Ihre Sehenswürdigkeiten entsprechend ausgebaut. Auffällig die Unmengen an Verbotsschilder, mit der versucht wurde, die Zerstörung der Natur einzuschränken. Aufhalten ist wohl eher das Ziel, doch ich beobachte trotz der Absperrung so viel Übertritte und das wieder nur für „optimale“ Fotos.

Zur Zeit der Besiedlung liefen in Þingvellir Reitpfade aus allen Teilen des Landes zusammen. Hier, auf dem Versammlungsplatz in der Nähe der Schlucht Almannagjá, wurde bereits um 930 einmal jährlich während zwei Wochen im Juni die traditionelle Versammlung Althing abgehalten, die sowohl gesetzgeberische als auch gerichtliche Funktion hatte. Im Jahr 1000 wurde hier die Annahme des Christentums beschlossen und 1944 die Republik Island ausgerufen. Es handelt sich um eines der ältesten Parlamente der Welt, dass 1798 von den Dänen aufgelöst wurde.

An diesem Ort und im weiteren Umfeld wird auch das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platten durch imposante Felsspalten Risse sichtbar. In den letzten 10.000 Jahren ist das Land beiderseits der Almannagjá (Allmänner) Schlucht um 70 Meter auseinander gedriftet und der Talboden hat sich um ca. 40 Meter gesenkt.

Zwei Nächte übernachteten wir im „ION Adventure“. Übernachten – schon amüsant die Bedeutung eines Wortes, wenn es z.B. nicht dunkel wird. Außerdem war die Anlage so schön, dass hier nur zu Übernachten dem nicht gerecht wurde. Es versteht sich, dass wir in dem Hotel im gehobenen Niveau auch sehr gut gegessen haben.

Am zweiten Tag besichtigten wir einen Showroom in dem Wasserkraftwerk Ljósafossstöð. Nicht nur für Kinder wurde an verschiedenen Modellen die Energiegewinnung erläutert. So musste man sein Windrad der wechselnden Windrichtung anpassen. Hoch konzentriert versuchten wir mit unseren Fingern, alle negativ-geladene Teilchen in der Mitte eines Displays zu versammeln. Die plötzliche Entladung erschreckte uns, was wiederum die uns dazu anleitende Aufsichtsperson köstlich amüsierte.

Als nächstes besichtigten wir die Kathedrale von Skálholt. In ihr befinden sich insgesamt 25 Buntglasfenster von Gerður Helgadóttir. Sie sind abstrakt gestaltet und zeigen die christliche Symbolik und einige der mittelalterlichen Bischöfe von Skálholt. Das Altarbild ist das Werk von Nína Tryggvadóttir.

Anschließend machten wir eine Wanderung um den rund 6500 Jahre alten Vulkankrater Kerið. Aufgrund fehlender pyroklastischer Ablagerungen vermutet man, dass es sich hier um einen Schlackenkrater handelt. Vermutlich ist der Krater in der letzten Phase des Vulkanausbruches entstanden. Dadurch, dass sich eine kleine Magmakammer entleerte, kam es zum Zusammenbruch. Im Kerið befindet sich ein geschlossener See mit Verbindung zum Grundwasser, er ist dadurch denselben Schwankungen ausgesetzt.

Danach fuhren wir zu den Geysiren und starrten mit den vielen anderen Besuchern in die blubbernden Wasserlöcher. Zuerst sah es nicht danach aus, als wenn wir eine Fontaine auf einem Foto festhalten könnten.
Ich hatte einen stärkeren Geruch nach Schwefelwasserstoff erwartet, doch dies verhinderte wohl der wieder stärker gewordene Wind. Er sorgte auch dafür, dass immer wieder eine ungünstig stehende Besuchergruppe ordentlich nass wurde.

Besonders beeindruckt hat uns der Gullfoss (Gold-Wasserfall). Eine gewaltige Wassermenge stürzt sich über zwei Terrassen, 11 und 21 Meter hoch, 70 Meter tief in die Schlucht. Dass es diesen Wasserfall noch gibt, ist dem Einsatz von Sigríður Tómasdóttir vom nahe gelegenen Hof Brattholt zu verdanken, die um 1920 gegen den Bau eines Elektrizitätswerks am Wasserfall anging. Seit 1979 steht er unter Naturschutz. Auch hier werden die Besucher bei ungünstigem Wind „besprüht“.

Unsere Route

One Comment

  1. Der Wasserfall ist atemberaubend schön!